Chronik der Gruppe Stuttgart
Im Oktober 1922, am 1. Tag des Cannstatter Volksfestes, trafen sich ca. 40 bis 50 Boxerfreunde im "Hotel am Bahnhof" in Stuttgart und gründeten die Landesgruppe Württemberg. Ein Vorstand wurde gewählt, der aus den Herren Grenz (1.Vorstand, Ellwangen), Moll (2.Vorstand, Stuttgart), Gerst (Schriftführer, Stuttgart), Kallenberg (Kassier) und Dürrwang (Zuchtwart, Heilbronn) bestand.
Etwa einen Monat später, am 1. Donnerstag im November 1922 trafen sich 11 der im Oktober anwesenden 40 - 50 Personen in der Wirtschaft "zum Hasen" in Stuttgart-Heslach, um die Gruppe Stuttgart zu gründen.
Gründungsmitglieder waren die Herren Torner, Hack, Beck, Gerst, Wachter, Kurrle, Schellmann, Bierbrauer, Dreikorn, Diehm und Moll, der den Vorsitz übernahm.
Ein Jahr später hatte die Gruppe bereits 25 Mitglieder. Bedenkt man, dass damals nur Mitglied werden konnte, wer seinen Wohnsitz in Stuttgart hatte, ist diese Zahl doch sehr beachtlich. Übertragen auf die heutige Zeit würde das bedeuten, dass die Gruppe Stuttgart etwa 2 bis 4 hundesportlich aktive Mitglieder hätte.
Im Jahre 1925 verlegte Herr Grenz, damals bereits Formwertrichter, seinen Wohnsitz nach Stuttgart und übernahm die Gruppenvorstandschaft von Herrn Moll, der 2. Vorsitzender wurde. Nicht zuletzt durch die Erfahrung und Kenntnisse von Herrn Grenz war die Gruppe in dieser Zeit hundesportlich sehr erfolgreich.
Als vierte Gruppe - nach München, Nürnberg und Berlin - richtete Stuttgart 1927 die Bundessiegerprüfung aus. Zwölf Hunde waren am Start, sechs davon aus Stuttgart.
Streitereien und "Vereinsklüngel" führten in den Folgejahren zu vielen Vorstandswechseln. In dieser Zeit übernahm Karl Diehm den Posten des Zuchtwarts und kam so zum ersten Mal in den Gruppenvorstand, wo er dann über 40 Jahre lang wirkte.
Mit Beginn des Dritten Reiches wurde Torner Vorsitzender der Gruppe. Er war jedoch nicht sehr erfolgreich. Viele Mitglieder gingen verloren, Veranstaltungen blieben unbesucht. Der damalige baden-württembergische Landesgruppenvorsitzende Pfannebecker aus Karlsruhe (Baden war 1928 der Landesgruppe beigetreten) setzte deshalb Karl Bleyer als neuen Vorsitzenden ein. Dieser schaffte es, wieder Ruhe in die Gruppe zu bringen und die Arbeit mit dem Hund in den Vordergrund zu stellen.
Der Ausbruch des 2. Weltkrieges behinderte bzw. unterbrach die Arbeit für den Boxer. Trotz allem konnte 1941 noch eine große Siegerausstellung auf dem Stuttgarter Killesberg durchgeführt werden, bei der über 100 Deutsche Boxer gemeldet waren.
Als Richter waren Herr Stockmann und Herr Ullizka eingeladen, die den in der Gruppe Stuttgart gezüchteten Rüden "Karlo von der Wolfsschlucht" als besten Boxer und Sieger benannten.
Anlässlich dieser Ausstellung wurde Karl Diehm zum Richter für Deutsche Boxer ernannt.
Nach dem Tod Karl Bleyers im Oktober 1944 lag es nun an Karl Diehm, für den Fortgang der Gruppe Stuttgart zu sorgen. Er stellte sich dieser Herausforderung und wurde dabei von den Herren Otto Maier und Stahl unterstützt.
1946 begann man mit dem Wiederaufbau der Gruppe. Zahlreiche Boxerfreunde fanden sich wieder zusammen, und Otto Maier übernahm den Vorsitz. Bald war die Mitgliederzahl so stark angestiegen, dass die Arbeit für Otto Maier zuviel wurde. Deshalb wurde der Vorstand erweitert. Gottlieb Leeger wurde 1. Vorsitzender, Otto Maier Ehrenvorsitzender, Herr Entenmann Schriftführer und Kassier, Karl Diehm blieb Zuchtwart.
Die 1949 gebildete Arbeitsgemeinschaft mit dem Dressurverein Kaltental und der Bau eines kleinen schmucken Klubhauses erwiesen sich für die Entwicklung der Gruppe als sehr vorteilhaft.
Bereits 1951 konnte wieder eine Siegerausstellung auf dem Stuttgarter Killesberg organisiert werden, bei der über 130 Boxer gemeldet waren.
1953 übernahm Herr Abele den Vorsitz von Herrn Maier. Wegen der mittlerweile auf über 200 angestiegene Mitgliederzahl entschloss man sich, ein neues größeres Klubheim zu errichten. Durch zahlreiche Spenden und die tatkräftige Mithilfe der Mitglieder wurde es möglich, das heute noch existierende Klubhaus zu bauen.
Am 18. Juni 1955 konnte es dann im Rahmen einer Boxer-Sonderschau feierlich eingeweiht werden.
Ein Jahr später richtete die Gruppe Stuttgart die Bundessiegerprüfung aus. Es sollte bis heute die letzte gewesen sein.
Im Jahr 1963 übergab Herr Abele den Vorsitz an Walter Siegmund, der leider viel zu früh verstarb. Karl-Theo Gianonatti übernahm 1965 sein Amt. Den Vorstand bildeten außerdem die Herren Leidel (2.Vorstand), Stiegele (Schriftführer), Berner (Kassier), Kammerer (Ausbildungswart) und Karl Diehm (Zuchtwart).
Die 70er Jahre waren geprägt von baulichen Maßnahmen und internen Querelen.
1970 wurde der obere Übungsplatz eingezäunt, ein Jahr später auf dem unteren Platz die Flutlichtanlage errichtet und hinter dem Klubhaus Hundeboxen gebaut.
1977 war ein sehr wichtiges Jahr für den Fortbestand der Gruppe. Das Klubgelände, damals noch in Privatbesitz, stand zum Verkauf. Die Gruppe dachte damals über einen Kauf des Geländes nach, doch der hohe Kaufpreis von DM 48.000.- machte den Traum vom "eigenen" Gelände zunichte. Letztendlich kaufte die Stadt Stuttgart den Platz und vermietete ihn an die Gruppe weiter.
Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre brodelte es wieder einmal. Jahreshauptversammlungen liefen aus dem Ruder, und auch im alltäglichen Ausbildungsbetrieb gab es Streitereien. Dies führte dazu, dass viele Hundeführer die Gruppe verließen. Lange Jahre lag der Übungsbetrieb flach, hundesportlich lief fast gar nichts. Nur der wirklich harte Kern traf sich Samstag für Samstag auf dem Klubgelände und hielt den Klub somit am Leben.
Erst während der Vorstandschaft von Volker Schall ab Mitte der 80er Jahre erholte sich die Gruppe wieder. Er schaffte es, einen Schutzdiensthelfer zu verpflichten und einen Ausbildungswart zu benennen, so dass das "hundesportliche Gerüst" eines Hundesportvereins aufgestellt war.
Wie in jedem Hundesportverein hängt der Erfolg oder Misserfolg der ganzen Gruppe von der Arbeit ab, die auf dem Platz geleistet wird. Das es mit der Gruppe Stuttgart wieder aufwärts ging, ist neben dem Vorstand und dem harten Kern auch der Verdienst von Dr. Gunter Haufler, der den Posten des Ausbildungswartes übernahm und dabei von zwei jungen und ehrgeizigen Schutzdiensthelfern unterstützt wurde. Aufgrund dieser Umstände konnte wieder ein funktionierender Übungsbetrieb aufgebaut werden. Mehr und mehr Hundeführer kamen wieder auf den Platz der Gruppe Stuttgart und auch Prüfungen konnten wieder regelmäßig abgehalten werden.
Die jetzige Zusammensetzung des Vorstandes und die Harmonie und Homogenität der Gruppenmitglieder lassen auf eine erfolgreiche Zukunft hoffen.
(Auszug aus der Broschüre "75 Jahre Boxer-Klub e.V. Gruppe Stuttgart" - Verfasser: Patrick Fässy, Peter Fässy, Siegmut Alexander 1997)